Wandern und sich in der Natur bewegen wird immer populärer. Dies geht vermutlich vor allem auf die sich wandelnde Gesellschaft zurück, wie eine Studie der Schweizer Forschungsstelle sotomo 2019 ergeben hat. Denn in unserem Alltag müssen wir ständig
Leistung bringen, stehen unter Druck und müssen non-stop erreichbar sein. Das ist ein Abbild unserer heutigen "digitale Leistungsgesellschaft" und da bleibt leider wenig Platz für Erholung. Umso
wichtiger ist es in der wenig verbliebenden kostbaren Freizeit einen Ausgleich zum leistungsorientierten Alltag zu finden und mal zu "entschleunigen". Dabei spielt die Bewegung in der Natur eine
grosse Rolle, denn durch Bewegung können wir Stress abbauen.
Einen kurzen Exkurs dazu: Biologisch gesehen ist Stress eine natürliche Alarm-Reaktion in unserem Körper, welche uns signalisiert, dass wir uns in Gefahr befinden und möglichst schnell reagieren
müssen - entweder durch Kampf oder durch Flucht. Der Angriffs- oder Fluchtmechanismus wird durch die Ausschüttung von körpereignen Stresshormonen, wie Adrenalin und Cortisol ausgelöst. Doch im
Arbeitsalltag ist es meistens nicht unbedingt angebracht einen körperlichen Kampf anzutreten oder einfach zu flüchten. Das bedeutet, wir können unsere Anspannung und die ausgeschütteten
Stresshormone nicht direkt durch Bewegung abbauen. Denn erst durch Bewegung werden Glückshormone, sogenannte Endorphine, freigesetzt, welche uns helfen die Stresshormone zu neutralisieren und die
Muskulatur zu entspannen. Kurz zusammengefasst: Bewegung ist ein wichtiges Instrument zur Stressbewältigung.
Neben dem Stressabbau durch Bewegung kommt hinzu, dass uns das Draussensein in der Natur entspannt. Es ist die Sehnsucht nach der Ursprünglichkeit, der Einfachheit und der Freiheit von
Digitalisierung und Technik. Kein Telefon, kein Computer, nur die geballte Ladung Natur mit ihren natürlichen Wiesen, Wäldern, Bergen und Gewässer. Zudem wirken sich die Farben der Natur -
überwiegend blau-, grün- und brauntöne - beruhigend auf unseren Körper und Geist aus. Weiter stärkt die Bewegung an der frischen Luft unser Immunsystem. Dies durch die Anregung unserer
Schleimhäute sowie der Durchblutung, was wiederum eine entzündungshemmende Wirkung hat. Zudem bekommt unser Gehirn an der frischen Luft mehr Sauerstoff ab, was wiederum unsere Leistungs- und
Konzentrationsfähigkeit ankurbelt.
Puh, das war mal ein ausgedehntes Vorwort ;-) Aber es liegt auf der Hand, dass sich Bewegung in der Natur nachhaltig positiv auf unser Wohlbefinden auswirkt. Umso wichtiger ist dabei, dass wir
das der Natur auch zurückgeben können, damit sie uns noch lange erhalten bleibt! Dafür sollten wir einige Punkte beachten, damit wir in der Natur und in den Bergen nachhaltig unterwegs sein
können. Folgend findet ihr meine Tipps:
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"Der Kluge reist im Zuge" --> Für die Anfahrt am besten den ÖV nutzen anstatt das Auto.
Denn auf 100 zurückgelegte Personenkilometer mit dem Auto wird rund 4-mal mehr CO2 produziert als auf der gleichen Stecke mit dem Zug (Auto rund 14 kg CO2 und Zug rund 4 kg CO2, Quelle:
vcd.org). Der CO2 Ausstoss wird durch die Mitnahme von Mitfahrern reduziert, daher - wenn mit Auto - dann am besten in einer Fahrgemeinschaft. Zudem bitte mit dem PKW beachten, dass in
Naturgebieten nur auf ausgewiesenen Parkplätzen parkiert und Fahrverbot eingehalten wird.
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Pijama-Party --> Übernachtet nur an dafür vorgesehenen Orten (z.B. SAC-Hütten).
Beim Campen im Freien und Biwakieren müssen die, je nach Kantonen und
Gemeinden, unterschiedlichen Regel und Einschränkungen eingehalten werden. Weitere Informationen dazu findet ihr hier: SAC und Bergzeit
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Grill-Party --> Wenn ihr Grillieren oder ein Lagerfeuer machen wollt, dann benutzt die dafür vorgesehenen Feuerstellen (am besten feste Feuerstellen).
Jede neue
Feuerstelle zerstört zusätzlich den Untergrund oder das Feuer kann bei unvorsichtigem Verhalten im schlimmsten Falle zum Brand führen. Daher bitte auch immer die Waldbrandgefahrenstufen
beachten und Feuerschäden unbedingt vermeiden. Nach dem Benutzen einer Feuerstelle darauf achten, dass kein Feuer mehr brennt und keine heisse Glut mehr vorhanden ist, welche sich nach dem
Weggang erneut entzünden kann. Daher das Feuer am besten mit Wasser löschen oder mit Steinen abdecken.
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Garbage in, garbage out --> Abfall wieder mitnehmen!
Das betrifft nicht nur Verpackungen, sondern auch Essensreste und Zigarettenstummel. Am besten nehmt ihr wiederverwendbare Gefässe (Tupperware oder Stoffsäckchen) und Flaschen mit, welche keine Verpackung verursachen und falls doch, könnt ihr diese in den Gefässen verstauen und wieder mitnehmen. Damit ihr
euch in etwa vorstellen könnt, was es für die Natur bedeutet, wenn wir unseren Abfall liegen lassen, schaute euch die folgende kurze Übersicht zur Verrottungsdauer von einigen Gegenständen an
(Quelle: alpenvereich.at):
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- Bananenschale/Orangenschale: 1 - 3 Jahre (Möglicherweise in der Schale vorhandene Pestizide und Spritzmittel können für die Wildtiere schädlich sein)
- Papiertaschentuch: 1 - 5 Jahre
- Kaugummi: 3 - 5 Jahre
- Zigarettenstummel: 2 -7 Jahre (neben langer Verrottungsdauer können die darin enthalten Schadstoffe auch Boden und Grundwasser verseuchen)
- Alu: 200 - 500 Jahre
- Plastik: 100 - 5000 Jahre (neben langer Verrottungsdauer können die darin enthaltenen Weichmacher in die Umwelt gelangen)
- Glasflasche: Quasi ewig beständig, wenn nicht Wind und Wasser ausgesetzt.
Ach, und solltet ihr mal einem herrenlosen Papiertaschentuch, Zigarettenstummel oder sonstigem Abfall auf dem Wanderweg begegnen, packt es doch bitte ein und entsorgt es im Tal. Vielen Dank!
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Ich muss mal! --> Die Notdurft bitte nicht auf Wege oder in Gewässer!
Exkremente und WC-Papier im Boden vergraben oder mindestens mit Steinen abdecken. Denn der
menschliche Kot benötigt für die Verrottung rund einen Monat und dabei besteht in der Natur die Gefahr, dass er von Wildtieren gefressen wird und das Tier dadurch erkrankt.
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Who let the dogs out? --> Hunde an der Leine führen.
Hunde haben eine sehr feine Nase und können ein Wildtier schon weit vorher ausmachen, bevor wir das Tier auch
nur im Entferntesten sehen können. Ein unangeleinter Hund macht dann auch meist kurzen Prozess und weg ist er. Daher gehört der Hund in den Bergen - zum Schutz der Wildtiere - aber auch dem
eigenen Schutz des Hundes (zb. Schlangenbiss, Fuchsbandwurm, Absturzgefahr) an die Leine. Zudem gilt auch bei Hunden das gleiche wie beim Menschen: Der Kot trägt potentielle Krankheitserreger
in sich, welche für Wildtiere schädlich sind. Daher bitte den Hundeköttel in einen Doggybag und mitnehmen.
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Don't touch! --> Wildtiere in ihrem Lebensraum nicht stören, nicht füttern und nicht anfassen.
In der Natur sollte man sich ruhig verhalten, um Wildtiere nicht zu
erschrecken. Also keine lauten Geräusche machen und keine laute Musik hören. Zur Verständigung am besten Handzeichen verwenden oder ruhig Sprechen. Zudem dürfen Wildtiere nicht gefüttert und
auf keinen Fall angefasst werden (kann für Tier und für den Menschen gefährlich sein).
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Sammler und Jäger aufgepasst --> Pflanzen und Pilze nicht bewusst zertreten oder ausreissen sowie Pflückverbote beachten. Wenn ihr Beeren oder Pilze sammeln möchtet, dann
müsst ihr die Schonzeiten sowie die Maximalmengen beachten. Viele wissen es nicht, aber vor allem beim Sammeln von Pilzen gibt es Begrenzungen zur Menge. Informiert euch zuerst im Internet
oder bei den kantonalen Pilzkontrollstellen zu den Grenzwerten. Unter diesem Link findet ihr zudem eine Übersicht zur Mengenbegrenzung und Schonzeit.
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Walk the line --> Markierte Wanderwege nicht verlassen.
Auch im alpinen Bereich, wo nur noch wenige blaue Markierungen vorhanden sind, sollte man versuchen nicht zu stark vom Weg abzukommen. Denn wenn jeder dort laufen würde, wo es ihm gerade
passt, würden viele Pflanzen zertrampelt und Tiere verschreckt werden. Zudem zeigen die markierten Wege in der Regel die sicherste Route an. Wer sich also vom Weg entfernt, geht auch
schneller das Risiko ein, zu verunfallen.
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Wellness für Flora und Fauna --> Wildruhezonen, Natur- und Wildschutzgebiete sowie Reservate beachten.
Es gibt in der Natur verschiedene Gebiete, welche speziell geschützt sind. Tiere benötigen Rückzugsgebiete, in welchen sie ungestört sind. Auch Pflanzen und Bäume müssen zum Erhalt und
Entfaltung der Biodiversität geschützt werden. Der Karte von swisstopo könnt ihr die geschützten Gebiete entnehmen.
Auf das lange Vorwort folgt nun ein kurzes Schlusswort:
Das Ziel soll sein, dass wir uns in der Natur bewegen können und gleichzeitig die Flora und Fauna respektieren und schützen. Dies stets bewusst und nachhaltig. Mit den obengenannten Tipps, sollte
dem nun nichts mehr im Wege stehen. Na dann, geniesst die frische Bergluft!